Blick voraus: Die Zukunft der digitalen Öffentlichkeit und die Herausforderungen für die Demokratie

    Foresight

Charlotte Freihse, Dr. Kai Unzicker

Artikel

Angeblich soll Winston Churchill mal gesagt haben, Prognosen seien schwierig, vor allem dann, wenn sie die Zukunft beträfen. So wahr dieser Satz ist, so wenig sollte er davon abhalten, den Blick vorauszurichten. Allzu häufig sind Politik und Gesellschaft damit befasst, die Probleme der Vergangenheit in der Gegenwart zu lösen, statt sich schon heute mit den Anforderungen der Zukunft auseinanderzusetzen. Dynamische Felder, wie die Digitalisierung, sind bereits heute disruptiv und mit weitreichenden Veränderungen verbunden. Künftige Entwicklungen berühren derart viele Lebensbereiche, dass Prognosen schnell dramatisch wirken. Wir merken heute bereits, dass die digitale Öffentlichkeit die Demokratie verändert. Der Anpassungsbedarf für Individuum und politischen Diskurs an diese neuen Bedingungen ist gewaltig. Eine Möglichkeit Szenarien der Zukunft zu explorieren, ist Foresight als strukturierte, expert:innengeleitete Methode. Wir wagen es. Denn: Wer die nächsten 10-15 Jahre aktiv gestalten will, muss sich auf Gedankenexperimente einlassen.

Von reaktiver zu aktiver Zukunftsgestaltung: Foresight-Prozess zur digitalen Öffentlichkeit in Deutschland

Was wir in der gegenwärtigen Politikgestaltung um die Themen digitale Technologie und Demokratie beobachten ist ein Mangel an Zukunftsfähigkeit: politische Entscheider:innen laufen den digitaltechnologischen Entwicklungen hinterher und reagieren – mal besser, mal schlechter – auf die Herausforderungen, die sich aus ihnen für die Demokratie ergeben. Was dabei zu kurz kommt, sind ein Blick auf die Chancen und die Gelegenheiten, die sich bieten. Und hierfür braucht es Ideen und Visionen, die als Impulse für Politik fungieren können und so den Handlungsspielraum politischer Entscheider:innen erweitern. Damit dies gelingt, haben wir eine interdisziplinäre Gruppe aus den Feldern Technologie, Medien, Politik, Forschung und Zivilgesellschaft zusammengestellt. Gemeinsam mit drei Expert:innen von Upgrade Democracy (Cathleen, Charlotte und Kai) wird die Gruppe den  Blick darauf werfen, wie digitale Technologien die demokratische Öffentlichkeit in den nächsten 10 bis 15 Jahren verändern könnten.

Foresight-Fellows: Expert:innen für digitale Öffentlichkeit und die Zukunft der Demokratie

Unsere Zukunftsszenarien entwickeln wir gemeinsam mit 13 ausgewiesenen Foresight-Fellows:

  • Adriana Groh, Co-Founder, Sovereign Tech Fund
  • Carolin von Bredow, Co-Founder, Responsible Technology Hub
  • Christian Mihr, Geschäftsführer, Reporter ohne Grenzen
  • Gerret von Nordheim, Dokumentationsjournalist Netzwelt, DER SPIEGEL / Kommunikationswissenschaftler, Universität Hamburg
  • Hannah Bergmann, Senior Program Managerin Work4Germany, DigitalService
  • Henriette Litta, Geschäftsführerin, Open Knowledge Foundation
  • Iwan Ittermann, Founder, opinio
  • Katharina Bonnenfant, Digitalisierungskoordinatorin, Auswärtiges Amt
  • Lisa Hollenbach, Referatsleiterin Gruppe Grundsatz, Umgang mit Desinformation, Presse- und Informationsamt der Bundesregierung
  • Philip Husemann, Co-Geschäftsführer, JoinPolitics
  • Philipp Lorenz-Spreen, Wissenschaftler, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
  • Dr. Thorsten Thiel, Wissenschaftler, Universität Erfurt
  • Olaya Argüeso Pérez, Chefredakteurin, CORRECTIV

Tragfähige Szenarien für zukunftsfähige Politikgestaltung

Von September bis November 2023 richten wir hierfür den Blick auf mögliche Zukunftsentwicklungen und analysieren diese. Ziel ist es den strategischen Diskurs zur Zukunft der Demokratie unter den Bedingungen der schnell voranschreitenden Digitalisierung mit gezielten Impulsen zu stimulieren. So sollen neben langfristigen Alternativentwicklungen auch zukunftsweisende Handlungsoptionen aufgezeigt werden, um einen Beitrag zur zukunftsorientierten und -fähigen Politikgestaltung zu leisten.

Im Mittelpunkt steht die Frage wie digitale Technologien die demokratische Öffentlichkeit in den nächsten 10 bis 15 Jahren verändern könnten. Wie verändert sich die öffentliche Meinungsbildung? Welche demokratischen Prozesse werden durch die Digitalisierung wie verändert? Wo bieten sich neue Möglichkeiten für Teilhabe? Und wo verschieben sich Machtverhältnisse? Diese und weitere Fragen werden wir in insgesamt sechs Workshops diskutieren, angeleitet von Dr. Johannes Gabriel und Marcel Hadeed von Foresight Intelligence.

Wie geht es weiter?

Updates zum Foresight-Prozess, den Zukunftsszenarien sowie Impulsen und Schlaglichtern zu Technologietrends gibt es hier von nun an regelmäßig unter der Kategorie „Visions“ – schaut vorbei!


Charlotte Freihse

Charlotte Freihse

Project Manager

Charlotte Freihse ist Projekt Managerin im Projekt „Upgrade Democracy“ der Bertelsmann Stiftung und beschäftigt sich dort vor allem mit Platform Governance und Desinformation sowie den Auswirkungen digitaler Technologien auf öffentliche Meinungsbildung und Diskurs. Vor ihrer Zeit in der Stiftung war sie freie Mitarbeiterin in der Nachrichtenredaktion des Norddeutschen Rundfunks (NDR). Parallel dazu war sie Forschungsassistentin im europäischen Forschungsprojekt NETHATE und entwickelte mit der Universität Jena und mit Das NETTZ ein Kategorisierungssystem für Interventionsmaßnahmen gegen online Hassrede. Charlotte hat einen Master in Friedens- und Konfliktforschung mit einem Fokus auf digitalen Technologien in Konflikten sowie Friedensprozessen.
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Project Manager

Dr. Kai Unzicker

Dr. Kai Unzicker

Co-Lead

Dr. Kai Unzicker ist als Senior Project Manager im Programm „Demokratie und Zusammenhalt“ der Bertelsmann Stiftung tätig. Er ist Co-Leiter des Projekts „Upgrade Democracy“, das sich mit den Chancen und Risiken der Digitalisierung für die Demokratie befasst. Zuvor hat er seit 2011 für die Bertelsmann Stiftung das „Radar gesellschaftlicher Zusammenhalt“ entwickelt. In zahlreichen Studien hat er gesellschaftliche Veränderungen im internationalen Vergleich, in Deutschland und auf regionaler und lokaler Ebene untersucht. Für die Themen Zusammenhalt, Vertrauen, Gerechtigkeit und Solidarität sowie neuerdings Desinformation ist er als Experte in den Medien und Speaker bei Veranstaltungen gefragt. Er ist einer der Sprecher der „Allianz für gesellschaftlichen Zusammenhalt“, einem Zusammenschluss von mehreren Stiftungen, die sich in ihrer Arbeit auf unterschiedliche Art und Weise mit der Stärkung des Zusammenhalts in Deutschland befassen. 2018 hat er als Projektleiter den Reinhard Mohn Preis zum Thema „Vielfalt leben – Gesellschaft gestalten“ verantwortet. Von 2004 bis 2011 war er als Wissenschaftler am Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld tätig. Kai Unzicker hat von 1998 bis 2004 Soziologie, Psychologie und Philosophie an der Philipps-Universität Marburg studiert.

Weitere Informationen, u.a. zu Publikationen und Projekten finden sich auf der Website der Bertelsmann Stiftung: Profil von Dr. Kai Unzicker

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