re:publica, Kompetenzförderung, Verschwörungserzählungen – Newsletter #4

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Julia Tegeler

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Hallo und herzlich willkommen zur Ausgabe #4 unseres Upgrade Democracy Newsletters

Wie Joachim im letzten Newsletter schon voller Vorfreude schrieb, ist die Event Saison gestartet. Wir waren also viel unterwegs. Joachim, Charlotte und Ralph sind zur ersten internationalen Recherchereise nach Kenia aufgebrochen. Sie haben vor Ort mit Initiativen und Akteur:innen aus ganz Afrika über Herausforderungen, Trends und Strategien im Bereich Desinformationen diskutiert. Wir übrigen im Team brennen schon auf die Erfahrungsberichte. Wir sind gespannt, welche Erkenntnisse die drei gewonnen haben, um Desinformationen auch hierzulande noch effektiver zu bekämpfen. Natürlich werden wir diese Erkenntnisse auf unserer Website auch mit euch teilen. Wenn ihr nichts verpassen wollt, schaut dort gern vorbei.

Aber nicht nur international auch hierzulande waren wir unterwegs. Cathleen und ich haben auf der re:publica vom 5.-7. Juni viele engagierte Leute getroffen und einige spannende Sessions besucht. Cathleen selbst hat ein Panel zum DSA und seinen Implikationen auf die Sozialen Medien moderiert. Aus den unterschiedlichen Sessions zum Thema Desinformation habe ich einige Anregungen für unsere Arbeit mitgenommen – unter anderem aus dem Lightning Talk von Lea Frühwirth von CeMAS am 6. Juni. Sie ist darin auf die unterschiedlichen Facetten von Desinformation eingegangen und hat dafür plädiert, diese Komplexität im Umgang mit dem Phänomen noch stärker zu berücksichtigen. Ich stimme ihr zu: Um Desinformationen zu verstehen und effektiv zu bekämpfen, müssen wir ihre Vielschichtigkeit betrachten. In ihrem Talk hat Frühwirth einen guten Überblick über fünf Perspektiven gegeben, die wir im Kampf gegen Desinformation mit einem integrierten Ansatz adressieren sollten: Desinformation als Wissens- und Kompetenzproblem, als Sicherheitsproblem, Technologieproblem, als sozialwissenschaftliches Thema und als Demokratieproblem. Einen solchen integrierten Ansatz verfolgen wir auch in unserem Projekt. Deshalb haben wir uns mit upgrade politics, upgrade society und upgrade technology drei inhaltliche Schwerpunkte gesetzt.

In Bezug auf Desinformation als Wissens- und Kompetenzproblem hat Lea Frühwirth auf drei Aspekte hingewiesen, die auch mich derzeit bei der Entwicklung unseres Modellprojekts zur Sensibilisierung und Kompetenzförderung beschäftigen: Erstens fokussieren viele Kompetenztrainings auf die Zielgruppe von Kindern und Jugendlichen, obwohl Erwachsene und Senior:innen genauso von Desinformation betroffen sind. Zweitens werden vor allem journalistische Kompetenzen, wie Fähigkeiten zur Überprüfung von Quellen gefördert. Der Ansatz des Prebunking hingegen, der die psychologische Perspektive adressiert und vermittelt, wie Manipulationstechniken funktionieren, ist noch zu wenig verbreitet. Drittens fokussieren Trainings oft nur auf die Sozialen Medien, obwohl Menschen im gesamten Internet und im analogen Raum mit Desinformation konfrontiert werden. Den Impuls von Lea Frühwirth könnt ihr auf Youtube anschauen. Den Link findet ihr unten. Teil gern eure Gedanken dazu mit uns.

Ich möchte hier noch auf ein weiteres Thema eingehen: Verschwörungserzählungen. Über diese Form von Desinformationen wurde nicht nur auf der re:publica diskutiert. In unserem Team hat sich Kai in den letzten Wochen sehr intensiv damit beschäftigt. Gemeinsam mit Georgi Dragolov und Klaus Boehnke hat Kai eine vertiefende Analyse zu Verschwörungsmentalität in Krisenzeiten verfasst. Die drei haben sich genauer angeschaut, wie weit verbreitet die Neigung ist, an Verschwörungstheorien zu glauben, welche Faktoren Verschwörungsmentalität begünstigen, und was hilft, um die Empfänglichkeit für Verschwörungserzählungen zu reduzieren. Erschreckend finde ich, dass hiernach nur ein Drittel der Bevölkerung gegen Verschwörungserzählungen immun zu sein scheint. Verschwörungsmentalität ist also weiter verbreitet als uns lieb sein sollte. Vor allem in wirtschaftlichen und politischen Krisenzeiten haben Verschwörungsnarrative Konjunktur. Soweit ein kurzer Appetizer zu unserer Studie über Verschwörungsmentalität: Wenn ihr mehr darüber wissen wollt, lest gern den Blogbeitrag von Kai auf unserer Website oder ladet euch dort direkt die komplette Studie herunter. Den Link findet ihr weiter unten.

Bis zum nächsten Mal und eine gute Zeit bis dahin,

herzlichst Julia


Studie „Verschwörungsmentalität in Krisenzeiten“

In unserer Studie „Verschwörungsmentalität in Krisenzeiten“ analysieren Georgi Dragolov, Klaus Boehnke und Kai Unzicker die Daten einer Online-Befragung von rund 2.700 Personen ab 16 Jahre in Baden-Württemberg und zeigen, wie verbreitet Verschwörungsmentalität ist, welche Menschen besonders anfällig dafür sind und was dagegen hilft. Einen Blogbeitrag, der die Kernergebnisse zusammenfasst, sowie die komplette Studie findet ihr hier: Verschwörungsmentalität in Krisenzeiten


Ausgabe #1 bis #3 von Upgrade Democracy News

Habt ihr die ersten Ausgaben unseres Newsletters verpasst und wollt sie nachlesen? Diese, alle künftigen Ausgaben sowie viele weitere spannende Beiträge findet ihr in unserem Blog auf unserer Website:

Alle Beiträge


Mitmachen: Unser Community Voting startet am 19.6.

Ab dem 19.6. könnt ihr darüber abstimmen, zu welchem Thema wir im August in unserer Impulsserie mit Expert:innen reflektieren und ein Impulspapier verfassen sollen. Zur Auswahl stehen drei spannende Themen rund um Plattformregulierung. Hier könnt ihr abstimmen:

Zur Abstimmung


Literatur-/Hör-und Videoempfehlungen:

Lea Frühwirth: „Perspektivwechsel: Desinformation als komplexe Herausforderung“, Lightning Talk, re:publica 2023. Abrufbarhier: re:publica 2023: Lea Frühwirth – Perspektivwechsel: Desinformation als komplexe Herausforderung – YouTube


Julia Tegeler

Julia Tegeler

Project Manager

Julia Tegeler ist Project Manager im Programm „Demokratie und Zusammenhalt“ der Bertelsmann Stiftung und arbeitet im Projekt „Upgrade Democracy“. Hier beschäftigt sie sich mit der Frage, wie demokratische Diskurse im digitalen Raum gestärkt werden können. Mit zivilgesellschaftlichen Partnern arbeitet sie daran, im Rahmen eines Modellprojekts einen praktischen Beitrag zum besseren Umgang mit Desinformationen im Netz zu leisten. Zuvor hat Julia Tegeler seit 2012 für die Bertelsmann Stiftung diverse Projekte zur Werte- und Demokratiebildung sowie zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts umgesetzt – unter anderem „TeamUp! Werte gemeinsam leben“, „Young Europeans´ Forum 2019“ und „Stendal besser machen“. Hier hat sie insbesondere Erfahrung in der Umsetzung, im Transfer und der Skalierung von Modellprojekten gesammelt. Vor der Arbeit bei der Bertelsmann Stiftung war sie als Projektmanagerin für die Qualität von Studium und Lehre an der Universität Bielefeld tätig, als hochschulpolitische Referentin der Landesrektorenkonferenz der Fachhochschulen in Nordrhein-Westfalen sowie als Lehrassistentin in der Abteilung Philosophie der Universität Bielefeld. Julia Tegeler hat an der Universität Bielefeld und University of Adelaide studiert und einen Magister in Philosophie und Germanistik.

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