Desinformationskampagnen, Prebunking, Desinformation und KI – Newsletter #2

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Julia Tegeler

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Hallo und herzlich willkommen zu unserer zweiten Ausgabe von Upgrade Democracy News! 

Seit der ersten Ausgabe unseres Newsletters am 10. Mai ist die Zeit wie im Flug vergangen. In unserer Impulsserie mit dem Humboldt Institut (HIIG) haben wir inzwischen den zweiten Workshop durchgeführt – dieses Mal zum Thema „Potenziale von Small Tech: was können wir von den Kleinen lernen?“. Wenn ihr mehr darüber wissen wollt, findet ihr dazu auf unserer Website ein neues Impulspapier und weiter unten auch den direkten Link dahin. 

Mich hat in den letzten zwei Wochen vor allem die Frage beschäftigt, was die Zivilgesellschaft ganz praktisch gegen Desinformation und für die Stärkung von faktenbasierten, fairen und lebendigen demokratischen Diskursen im Netz tun kann: Welche Ansätze haben sich bewährt? Was funktioniert nicht so gut? Und wo gibt es nach wie vor einen Bedarf an wirkungsvollen Lösungsansätzen? Neben staatlichen Regulierungen und wissenschaftlichen Analysen sind praktische Maßnahmen zur Förderung von Medien- und Informationskompetenz meines Erachtens ein wichtiger Hebel im Kampf gegen Desinformation. In wenigen Monaten wird das wieder einmal besonders deutlich werden, wenn der Wahlkampf für das Superwahljahr 2024 eingeläutet wird. Neben den Wahlen in den USA, in Indien und der EU stehen hierzulande auch drei Landtagswahlen an. Und schon jetzt ist leider klar: Antidemokratische Akeur:innen werden versuchen, mit gezielten Desinformationskampagnen Wähler:innen zu manipulieren und unsere Demokratie zu untergraben. Neben politischen und journalistischen Akteur:innen sollten wir uns auch als Bürger:innen gegen Desinformationen und Verschwörungsmythen wappnen und im Alltag wirkungsvolle Strategien an der Hand haben. Zahlreiche Kompetenztrainings und Bildungsmaterialien gibt es ja bereits. Herausfordernd scheint nach wie vor die Verbreitung guter Praxis und die nachhaltige Verankerung in bestehenden Strukturen zu sein. Was es an guter Praxis schon gibt und wo wirksame Ansätze noch entwickelt und implementiert werden müssen, damit werde ich mich auch in den nächsten Monaten im Projekt weiter beschäftigen und hier gern davon berichten. Falls ihr hierzu Anregungen oder Hinweise habt, teilt sie gern.  

Im Zusammenhang mit präventiven Maßnahmen gegen die Verbreitung und den Einfluss von Desinformationen habe ich mich in den vergangenen Tagen einmal genauer mit dem Ansatz des Prebunking beschäftigt. Im Gegensatz zur Debunking-Methode, bei der Falschinformationen erst im Nachhinein durch Fact Checking widerlegt werden, geht es beim Prebunking darum, deren Verbreitung schon im Vorfeld einzudämmen. Dazu werden Mediennutzer:innen für Manipulationstechniken sensibilisiert und dazu befähigt, Falschinformationen schneller zu erkennen. Auf diese Weise lässt sich der Schaden, den Desinformation anrichtet, begrenzen. Das klingt in meinen Ohren sehr vielversprechend. Gleichzeitig scheint dieser Ansatz mit viel Aufwand verbunden zu sein und je subtiler Desinformationen verbreitet werden, desto schwieriger ist es, sie zu entlarven. Es würde mich interessieren, was ihr von dem Ansatz des Prebunkings haltet und welche Herausforderungen und Chancen ihr hier seht.  

Schließlich verfolge ich aktuell gespannt die Debatte um Desinformation und KI. In den letzten Wochen hat sich vielfach gezeigt, wie leicht und täuschend echt falsche Bilder, Videos oder Texte mit KIs generiert werden können: Bilder von Trumps Verhaftung oder Putins Kniefall vor dem chinesischen Staatschef Xi Jingping kursierten vor wenigen Wochen im Netz. Autoritäre antidemokratische Regime können mithilfe von KIs noch effizienter Desinformationen produzieren und verbreiten. Wie lässt sich damit in Zukunft umgehen? Welche Regulierungen brauchen wir und wie können wir uns gegen KI-generierte Desinformationen schützen? All dies ist aber wieder einmal nur die eine Seite der Medaille: Denn KI kann auch dabei helfen, Desinformation zu erkennen. Wie vielversprechend solche Ansätze sind, wird die Zukunft zeigen. Ich schätze, es wird im Kampf gegen Desinformationen darum gehen, menschliche und künstliche Intelligenz zusammenzubringen und nicht bloß auf eines von beiden zu setzen. In diesem Kontext finde ich übrigens das Projekt noFake von Recherchezentrum CORRECTIV, Ruhr-Universität Bochum und der Technischen Universität (TU) Dortmund sehr spannend.   

Wir hoffen, euch gefällt Upgrade Democracy News und wir freuen uns über Feedback und Ideen, was wir teilen oder ändern sollten. Und: es wäre großartig, wenn ihr uns helft, den Newsletter zu verteilen. 

Die nächste Ausgabe folgt in 2 Wochen. 

Herzlich, Julia 

Ausgabe #1 von Upgrade Democracy News 

Habt ihr die erste Ausgabe unseres Newsletters verpasst und wollt sie nachlesen? Diese und alle künftigen Ausgaben findet ihr in unserem Blog auf unserer Website: All blog posts. 

Hier geht’s zur direkt zur ersten Ausgabe: Newsletter #1 

Impulse #2 zu Small Tech 

In der zweiten Veröffentlichung unserer Impulsserie haben wir uns mit den Potenzialen von Small Tech beschäftigt und mit der Frage, was wir daraus für die demokratische Ausgestaltung von Plattformen lernen können. Das Impulspapier „Potenziale von Small Tech: Was können wir von den Kleinen lernen?“ wurde von Cathleen Berger, Charlotte Freihse, Matthias C. Kettemann, Katharina Mosene und Vincent Hofmann verfasst und ist hier abrufbar.  

Lese-/Hörempfehlung 

  • Schmid, Tobias: Meinungsfreiheit stärken – Desinformation abgestuft regulieren. Hier abrufbar 
  • Dossier Politik: Verschwörungsmythen und Desinformation: Welchen Einfluss haben sie auf die Gesellschaft. Hier abbrufbar 

Julia Tegeler

Julia Tegeler

Project Manager

Julia Tegeler ist Project Manager im Programm „Demokratie und Zusammenhalt“ der Bertelsmann Stiftung und arbeitet im Projekt „Upgrade Democracy“. Hier beschäftigt sie sich mit der Frage, wie demokratische Diskurse im digitalen Raum gestärkt werden können. Mit zivilgesellschaftlichen Partnern arbeitet sie daran, im Rahmen eines Modellprojekts einen praktischen Beitrag zum besseren Umgang mit Desinformationen im Netz zu leisten. Zuvor hat Julia Tegeler seit 2012 für die Bertelsmann Stiftung diverse Projekte zur Werte- und Demokratiebildung sowie zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts umgesetzt – unter anderem „TeamUp! Werte gemeinsam leben“, „Young Europeans´ Forum 2019“ und „Stendal besser machen“. Hier hat sie insbesondere Erfahrung in der Umsetzung, im Transfer und der Skalierung von Modellprojekten gesammelt. Vor der Arbeit bei der Bertelsmann Stiftung war sie als Projektmanagerin für die Qualität von Studium und Lehre an der Universität Bielefeld tätig, als hochschulpolitische Referentin der Landesrektorenkonferenz der Fachhochschulen in Nordrhein-Westfalen sowie als Lehrassistentin in der Abteilung Philosophie der Universität Bielefeld. Julia Tegeler hat an der Universität Bielefeld und University of Adelaide studiert und einen Magister in Philosophie und Germanistik.

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