Glossar: Methoden zum Umgang mit digitaler Desinformation

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Digitale Desinformationen sind eine vielschichtige Herausforderung, für die es eine Palette an Gegenmaßnahmen braucht. Im Folgenden stellen wir euch die wichtigsten Methoden zum Umgang mit Desinformationen vor. Geordnet haben wir sie in der Reihenfolge, in der sie vor oder während der Verbreitung von Desinformationen ihre Wirkung entfalten.

Prebunking

Beim Prebunking geht es darum, Menschen noch bevor sie überhaupt mit Desinformationen in Berührung kommen, so auf mögliche Falschinformationen vorzubereiten, dass sie diese erkennen und ihre Wirkungsweise verstehen können. Mediennutzer:innen werden also auf typische Manipulationstechniken, wie Panikmache oder Dekontextualisierung geschult. So soll noch vor der Veröffentlichung von verfälschten Informationen eine potenzielle Verbreitung verhindert werden.

Monitoring

Das Monitoring von digitalen Plattformen ermöglicht es (unabhängigen) Forscher:innen und zivilgesellschaftlichen Organisationen den Ursprung, die Verbreitung, die Kontexte, die handelnden Akteur:innen, die Wirkung sowie weitere Aspekte von Desinformationskampagnen zu beobachten und zu analysieren. Auf der Grundlage solcher Datenerhebungen und -auswertungen können zielgerichtet Gegenmaßnahmen seitens der Plattformen ergriffen sowie entsprechende Policy-Empfehlungen für den Umgang mit Desinformationen erarbeitet werden.

Demonetisation

Bei der Demonetisation, dt. “Demonetarisierung”, werden die Werbeeinnahmen oder andere monetäre Gewinne für Kanäle oder Inhalte auf digitalen Plattformen reguliert bzw. eingestellt. Hiermit soll verhindert werden, dass Akteur:innen, die an der Verbreitung von Desinformation, Hassrede oder anderen schädlichen Inhalten beteiligt sind, mit ihren Kampagnen lukrative Gewinne erzielen. Verbreitet also ein Kanal oder ein Account kontinuierlich solche schädlichen Inhalte, die  gegen die Richtlinien einer Plattform verstoßen, oder wird er als Quelle von Desinformation identifiziert, können Dienste wie YouTube oder Facebook beschließen, (Werbe-) Anzeigen auf dessen Inhalten einzuschränken oder gänzlich zu deaktivieren.

Fact-Checking

Fact-Checking ist ein wichtiger Teil journalistischer Arbeit. Dabei werden Informationen und Artikel systematisch auf ihre Richtigkeit hin überprüft, um die Qualität von Inhalten nachprüfbar, faktenbasiert und verlässlich sicherzustellen. Die Methode umfasst gründliche Recherchen, den Vergleich mit unabhängigen und glaubwürdigen Quellen sowie die transparente Aufarbeitung der Ergebnisse, die oft zusätzlich in (kollaborativen) geprüften Inhalte-Datenbanken hochgeladen werden. Fact-Checking wird von Journalist:innen, unabhängigen Medienorganisationen, Forschungsinstituten und manchmal auch von Plattformen durchgeführt, um die Verbreitung verlässlicher Informationen zu fördern und falsche Behauptungen zu korrigieren.

Trust-Checking

Beim Trust-Checking werden Informationen auf ihre Glaubwürdigkeit hin überprüft. Ziel dabei ist es, die Informationen in ihrem Kontext zu betrachten und sich von einer starren, schwarz-weiß, bzw. richtig-falsch Bewertung zu lösen. Informationen werden anhand ihrer journalistischen Qualitätskriterien wie dem Vorhandensein von Quellenangaben, korrekten Zitaten oder authentischen Bildern auf ihre Glaubwürdigkeit hin überprüft. Erfüllt eine Information diese Kriterien nicht, wird sie als weniger glaubwürdig eingestuft. Informationen können so von Nutzer:innen selbst im Alltag auf Basis von objektiven Kriterien eingeschätzt werden. Unglaubwürdige Inhalte sollen erkannt und die Verbreitung von falschen Informationen eingedämmt werden.

Deplatforming

Deplatforming ist eine Strategie von Plattformbetreiber:innen, bei der Personen oder Gruppen von digitalen Plattformen ausgeschlossen werden, wenn sie wiederholt gegen die Nutzungsregeln verstoßen, z.B. durch Hassrede oder Desinformation. Ziel ist, die Reichweite von demokratiefeindlichen oder manipulativen Botschaften einzuschränken, auch wenn diese Vorgehensweise mitunter umstritten ist, wie etwa beim Fall des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trumps, dessen Facebook- und Twitter-Accounts wegen Verbreitung von Verschwörungserzählungen zeitweise gesperrt wurden.

Debunking

Im Unterschied zum Fact-Checking, bei dem einzelnen Inhalte oder Aussagen auf ihre Richtigkeit hin geprüft werden, setzt sich das Debunking mit ganzen Narrativen auseinander. Hierbei geht es darum, Inhalte und Quellen einzuordnen, Gegendarstellungen zu veröffentlichen und Muster aufzuzeigen, mit denen Desinformationen zu Sektorthemen wie Klima oder Gender verbreitet werden. Debunking-Initiativen vermitteln kommunikative Kompetenzen, sammeln Beweise gegen Falschinformationen, weisen auf Muster von Verschwörungen hin und stellen glaubwürdige Quellen zur Verfügung.


Kennt Ihr noch weitere innovative Methoden oder engagiert ihr euch in einer besonders erfolgsversprechenden Initiative zum Umgang mit Desinformationen? Dann meldet euch gern bei uns über upgrade.democracy@bertelsmann-stiftung.de. Wir wollen dieses Glossar kontinuierlich aktualisieren und erweitern.


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