Visions unlocked: Abschlussreport und Policy Brief zur digitalisierten Öffentlichkeit in 2035 veröffentlicht
Charlotte Freihse, Dr. Kai Unzicker
Weltweit stehen Demokratien unter Druck, und Deutschland bildet dabei keine Ausnahme. Angriffe auf die liberale Demokratie und ihre Werte kommen sowohl von innen durch extremistische und populistische Akteure als auch von außen durch autokratische Staaten. Zentral für diese Angriffe ist der Kampf um die öffentliche Meinung und die gesellschaftliche Stimmungslage. Falschinformationen werden dabei oft als Mittel eingesetzt, um Emotionen anzuheizen, Polarisierung zu verstärken und das Vertrauen in Politik, Medien und demokratische Institutionen zu untergraben.
Mit der Digitalisierung und den rasant voranschreitenden technologischen Entwicklungen, insbesondere Künstlicher Intelligenz (KI) wachsen die Möglichkeiten der Manipulation und die Herausforderungen digitale Diskursräume gesund zu gestalten. Resiliente Demokratien benötigen Diskursräume – analog wie digital – die verlässliche und vertrauenswürdige Informationen bereitstellen und konstruktive Auseinandersetzungen fördern.
In dieser Zeit des rasanten Wandels und der stetigen Veränderung ist es schon mühsam mit der Gegenwart Schritt zu halten. Für einen vorausschauenden Blick in die Zukunft bleibt kaum genug Gelegenheit. Das geht, so beobachten wir es, auch den Entscheider:innen in Politik und Gesellschaft so, die zu häufig damit beschäftigt sind, sich mit den Folgen vergangener und gegenwärtiger Probleme zu befassen, anstatt sich zukünftigen Herausforderungen zu stellen.
Eine Möglichkeit, dies zu tun ist strategische Vorausschau (Strategic Foresight), eine strukturierte Methode, die von Expert:innen geleitet wird. Um in der aktuellen Politikgestaltung rund um digitale Technologien und Demokratie einen Blick in die Zukunft zu ermöglichen und damit proaktiv auf Entwicklungen reagier zu können, ist ein solcher Prozess hilfreich. Mit dem von uns initiierten Prozess wollen wir einen Beitrag dazu leisten. Denn: Nur wer heute über mögliche Zukünfte nachdenkt, ist auch in der Lage, die nächsten 10 bis 15 Jahre aktiv zu gestalten.
Mit einer interdisziplinären Gruppe von Expert:innen haben wir uns auf ein Gedankenexperiment eingelassen und erkundet, wie digitale Technologien die demokratische Öffentlichkeit in den nächsten 10 bis 15 Jahren verändern könnten. In dem von uns veröffentlichten Ergebnisbericht finden Sie eine umfassende Dokumentation dieses kollektiven Prozesses. Parallel zu dem Bericht, veröffentlichen wir einen Policy Brief. Dieser präsentiert unsere Reflexion über die Ergebnisse vor dem Hintergrund möglicher Handlungsoptionen für die Politik.
Wir möchten uns an dieser Stelle herzlich bei unseren Expert:innen Carolin von Bredow (Responsible Technology Hub), Christian Mihr (Reporter ohne Grenzen), Gerret von Nordheim (DER SPIEGEL), Hannah Bergmann (DigitalService), Henriette Litta (Open Knowledge Foundation), Iwan Ittermann (plista), Katharina Bonnenfant (Auswärtiges Amt), Lisa Hollenbach (Presse- und Informationsamt der Bundesregierung), Philip Husemann (JoinPolitics), Philipp Lorenz-Spreen (Max-Planck-Institut für Bildungsforschung), Thorsten Thiel (Universität Erfurt) und Olaya Argüeso Pérez (CORRECTIV) sowie bei unserer Kollegin Cathleen Berger (Bertelsmann Stiftung) bedanken. Ein weiterer Dank gilt Johannes Gabriel und Marcel Hadeed von Foresight Intelligence, die uns durch diesen komplexen Prozess geführt haben.